Empfänger unbekannt

von Kressmann Taylor (1938)

eine Lesung mit
Ronen Alexander Temerson
und Alexander Goretzki

(Premiere Herbst 2012)
Ein fiktiver Briefwechsel von Kressmann Taylor
Lesung mit Ronen A. Temerson und Alexander Goretzki

Wie ist es bestellt um das Verhältnis der deutschen Nichtjuden und der jüdischen Deutschen? Gibt es Wunden in dieser Blut- und Gasgetränkten Vernichtungsgeschichte, die bereits verheilt sind? Werden diese Wunden jemals heilen können? Man kann versuchen, diese Frage zu beantworten. Man kann an ihr scheitern. Und - man kann der Vergangenheit eine Gegenwart entgegensetzen, die sich einem gemeinsamen Handeln, einem gemeinsamen Vorangehen von Juden und Nichtjuden verdankt.

Die fiktive Korrespondenz Empfänger unbekannt von Kressmann Taylor aus dem Jahr 1938 erzählt von einem Juden und einem Nichtjuden in den dreißiger und vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Wie in einer Nahaufnahme schildert diese Briefprosa die Lebenswege des jüdischen Kunsthändlers Max Eisenstein in Kalifornien und des aufstrebenden deutschen Unternehmers Martin Schulze in München - in der Geschichte beider lässt sich einmal mehr das Unfassbare des Holocaust erahnen.
In einer Zeit verfasst, in der die Reflektion der Geschichte schon deshalb noch nicht stattgefunden hat, weil sie sich eben erst ereignet, ist dieser Briefwechsel jedoch nicht nur ein Stück Literatur zur deutschen und jüdischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Es ist auch die Geschichte vom Erstrahlen und vom Untergang einer Freundschaft, einer Freundschaft zweier Menschen, die vom kollektiven Wahn einer ehemaligen Kulturnation auseinandergerissen werden.

Ronen A. Temerson und Alexander Goretzki sind Freunde. Zwei Künstler, deren Wahlheimat die Bühne ist, der eine als Schauspieler, der andere als Musiker. Der eine als praktizierender, tief vom Glauben durchdrungener Jude, der andere als Christ, dem das Bewusstsein seiner germanischen Wurzeln zunehmend wichtiger wird. Der eine aus einer Familie, die Shoah-Tote zu beklagen hat, der andere aus einer Familie der Mittäter und Nutznießer der Mörderideologie.
Gemeinsam lassen sie ein aussergewöhnliches Stück Literatur zu Klang werden. Mit dem Verzicht auf jede szenische Andeutung ist diese Hörtragödie als eine reine Musik der Gedanken, der Lügen, der Liebe und des Verrats angelegt.

Doch die Geschichte von Max und Martin findet ihren eigenen Nachklang in einem musikalischen Abgesang, der die beklemmende Tragödie um eine seelische Vertiefung und den Atem des melodischen Fließens ergänzt.
Der grauenvolle Riß, der durch die Historie verläuft, wird so auf eine andere Weise hörbar: Jüdische Lieder der Emigration und Schlager der UFA-Traumfabrik werden zu einem unmöglichen Patchwork der Sehnsüchte und Leidenschaften, der Trauer und der Hoffnungen verwoben.
Wo die Worte nicht mehr greifen und der Verstand vor den unauslöschbaren Geschehnissen kapituliert, wird auf die letzte denkbare Weise - die zugleich die erste ist - kommuniziert:
Und der Gedanke einer wiedergefundenen Gemeinschaft findet Raum im gemeinsamen Gesang.

Donnerstag, 30. August 2012

Die Arbeit an der Produktion
geht in vielgestaltiger Weise voran.
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